Energieeffiziente Temperierung in Kirchen (ETiK)
Erprobung der besten Lösungen zur energieeffizienten Temperierung in Kirchen Norddeutschlands
In vielen Ev.-luth. Landeskirchen sind die hohen Energieverbräuche durch Heizkosten zunehmend ein Problem. Laut Klimaschutzkonzept der Landeskirche Hannover sowie den Beschlüssen der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD sind die aus der Beheizung von Sakralbauten resultierenden erheblichen CO₂-Emissionen deutlich zu reduzieren.
Das Ziel des Projektes war die Umsetzung von nachhaltigen Lösungen zur Beheizung und Lüftung von Kirchbauten unter ökonomischen, ökologischen und konservatorischen Aspekten. Durch innovative Methoden der Mess- und Regelungstechnik und moderner Technologien sollte eine Energieeinsparung von bis zu 33 Prozent erreicht werden, ohne die Behaglichkeit für Kirchengänger*innen zu reduzieren. Ein sozialwissenschaftliches Monitoring durchgeführt vom BIS, untersuchte die Akzeptanz zu verschiedenen Systemen und das Verständnis für Nachhaltigkeit durch die Kirchenbesucher*innen.
In der ersten Projektphase wurden Heizungskombinationen, Lüftungssysteme und die Nutzerakzeptanz in 30 Kirchen analysiert. In einer zweiten Projektphase wurde anhand der Ergebnisse sieben Best Practice Beispiele herausgearbeitet und vorgestellt. Es wurden die ambitionierten Lösungen gesucht, die sich auf Kirchbauten im norddeutschen Raum übertragen lassen.
Die Auswertung der Pilotprojekte zeigt, dass sich mit geeigneten Maßnahmen die angestrebten 30 Prozent Energieeinsparung nicht nur erreichen lassen, sondern übertreffen – mit messbarem Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Zum Einsatz kamen verschiedene Heizsysteme auf Basis erneuerbarer Energien, darunter Geothermie mit Sole-Wasser- und Luft-Wasser-Wärmepumpen, Fern- und Nahwärmenetze sowie Pelletheizungen. Entscheidend war dabei nicht nur die technische Effizienz, sondern auch die raumklimatische Feinabstimmung: Die Temperierung der Innenräume wurde so gestaltet, dass sowohl die Luftfeuchtigkeit für den Erhalt der Ausstattung als auch das Komfortempfinden der Besucher*innen berücksichtigt wurden.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Eine Nutzungstemperatur von 8–14 °C ist ausreichend – körpernahe Wärmequellen wie Sitzheizungen ermöglichen punktuelle Komfortsteigerungen.
- Die gezielte Platzierung von Heizquellen kann Zugluft in Fensternähe reduzieren und das Raumklima verbessern.
- Für Konzerte sind temporäre Temperaturerhöhungen auf bis zu 18 °C realisierbar, um empfindliche Instrumente zu schützen.
- Die Lüftung wird über sensorgestützte Gebäudeleittechnik geregelt – effizient und bedarfsgerecht.
Die Befragungen der Kirchenbesucher*innen vor und nach der Maßnahme zeigen:
- Das Raumklima hat sich spürbar verbessert.
- Die Zahl unzufriedener Besucher*innen konnte halbiert werden.
- Die baulichen Maßnahmen wurden überwiegend positiv bewertet.
Der Erkenntnisgewinn: Technische Lösungen allein genügen nicht. Für eine erfolgreiche Umsetzung braucht es klare Zuständigkeiten, kontinuierliche Betreuung, systematische Kommunikation und die Integration von Nutzerfeedback. Insbesondere die feine Abstimmung verschiedener Heiztechniken bei reduziertem Energieverbrauch ermöglicht den Erhalt des Kulturgutes - bei gleichzeitiger Zufriedenheit der Besucher*innen.
ETiK zeigt, Klimaschutz, Denkmalschutz und soziale Verantwortung lassen sich verbinden. Nachhaltige Heizkonzepte in Kirchen reduzieren Energie und Emissionen deutlich, wodurch die historische Substanz geschützt und zugleich ein angenehmes Gemeindeleben ermöglicht wird. Die entwickelten Konzepte sind praxiserprobt, übertragbar und bieten eine zukunftsfähige Perspektive für Kirchenräume bundesweit – vorausgesetzt, sie werden kontextsensibel auf die baulichen und nutzungsbezogenen Gegebenheiten vor Ort zugeschnitten.
Hier geht's zum Ergebnisbericht (*.pdf)!
Projektpartner


Gefördert durch:


Kontakt BIS
Berliner Institut für Sozialforschung GmbH
Dr. Eva Schulze, Janika Gabriel
Brandenburgische Straße 16
10707 Berlin
E-Mail: mail@bis-berlin.de
Tel.: 030 310 00 90
